Tangofestival Rhein-Ruhr 2024: coole Musik, inspirierende Workshops, breite Kulturpalette

(Foto Angelika Beck)

Die zweite Ausgabe des Tangofestivals Rhein-Ruhr (TFRR) hat den Erfolg des Debuts in 2023 bestätigt. Der Saalbau in Witten war vom 22. – 24. März 2024 ein Höhepunkt für die Tangocommunity im Rhein-Ruhrgebiet und darüber hinaus. Schirmherr des Festivals war der Bürgermeister der Stadt Witten, Lars König, der das Festival durch ein persönliches Grußwort zusammen mit den Organisatoren eröffnete. Das TFRR ist auf dem Weg, ein Standard in der Welt der bedeutenden Tangofestivals in Deutschland zu werden.

Charakteristisch für das Festival ist das zeitliche Nebeneinander von traditionellem Tango und modernem Tango auf zwei benachbarten Arealen bei hoher Qualität der eingeladenen Künstler, die größtenteils zur internationalen Tangoelite zählen. Es entstand eine offene, freudige und neugierige Atmosphäre bei der die Besucher die Qual der Wahl hatten, wo sie hingehen sollten. Jeden Tag konnten mehr als 330 Teilnehmer begrüßt werden, insgesamt wurden 1252 bezahlte Besuche über die drei Tage gezählt.

„Wir haben in Witten mit Open Air Milongas vor dem Saalbau angefangen“, sagte Eugen Neuloh, Initiator des Festivals. „Jetzt sind wir sehr zufrieden wie großzügig unser Konzept, die Vielfältigkeit des Tangos und der Tangokultur zu präsentieren, im Saalbau Witten umgesetzt werden kann.“

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Bürgermeister Lars König, Stadt Witten (2.ter von rechts), mit den Festivalorganisatoren Eugen Neuloh, Bärbel Rispler und Geert Böttger (v.r.n.l.). (Foto: Anglika Beck)

Weltweit anerkannte Musikgruppen

Jeden Abend gab es Livemusik von renommierten Gruppen. Den Anfang machte am Freitag Tanghetto, die zu den profiliertesten Gruppen des Electrotango zählt. Ihre CDs sind immer wieder für Latin Grammys und den in Argentinien wichtigen Premio Gardel vorgeschlagen worden. Am Samstag, dem mit knapp 500 Besuchern stärksten Tag, spielte das Orquesta Sans Souci, welches als eines der weltweit führenden Orquesta für die Interpretation der Goldenen Epoche desTango gilt. Am Sonntag schließlich wurde das „Cuarteto Bien Porteno“ präsentiert, welches in Heidelberg zu Hause ist. Das Quartett konnte nicht nur mit einem interessanten Repertoire von klassischen Tangos bis hin zu avantgardistischen Titeln überzeugen. Darüber hinaus spielten sie auch ungewöhnlich lange. „Die haben gezeigt, dass sie mit den berühmten Orchestern mithalten wollen und das auch können“, sagte ein Besucher. „Die Live Acts des Festivals sind einfach super. Dafür allein lohnt es sich zu kommen“, sagte Johann Hendrix, selber Veranstalter von Milongas.

Orquesta Sans Souci spielte live im Saal für traditionellen Tango (Foto: Angelika Beck)

Internationale und regionale DJs/VJ

Die zwei Areale für klassischen und modernen Tango wurden jeden Festivaltag durchgehend ab 17.00 bespielt. Soweit dies nicht mit Livemusik geschah, versorgten renommierte DJs aus Europa wie Saskia Frankena (NL), Thanos Kassidis (GR), Franco Tango (DE), Claudio Coppola (IT) und Martin Schwutke (DE) am Abend die Tänzer mit entsprechender Musik. Bereits nachmittags wurden 50/50-Milongas angeboten, die von den regional ansässigen DJs Katharina, Bärbel und Tango21 Geert musikalisch gestaltet wurden.
Jeden Abend bereicherte der Videokünstler Andreas Lange durch seine Licht- und Videokunst das Geschehen, indem er den Neotangobereich passend zur Musik optisch in ständig sich verändernde Farben, Symbole und Bilder eintauchte.

Neobereich während des Konzers von Tanghetto (Foto: Angelika Beck)

Inspirierende Workshops


Neben der Musik waren Workshops ein Schwerpunkt des Festivals. Dazu wurden Dozenten und Maestros eingeladen, die wiederum zur internationalen Spitze der Tangokünstler zählen: Murat Erdemsel (CH) und Silvina Tse (IT), Maurizio Ghella und Martin Maldonado (ARG), Alejandro Larenas und Marisol Morales (ARG) sowie Cédric Tellier und Charlotte Pédrant (FR). Die Maestros boten 24 attraktive, thematisch spezifizierte Workshops sowohl für den klassischen Tangotanz an wie auch für modernen Neotango. Die Workshops waren sehr gut besucht und zu großen Teilen ausgebucht. Ihre Themen reichten von der geschichtlichen Entwicklung der Giros über Nachhalleffekte im Tango bis hin zu evrtikalen Verbindungen bei Pivots. „Die Workshops sind erste Sahne“, sagte Teilnehmer Gerald Y. „Ich bin total fasziniert und könnte noch viel mehr machen. Hoffentlich nächstes Jahr.“

Ronda de Maestros als Höhepunkt

Abends boten die Maestros Showtänze mit großem Applaus. Höhepunkt war jedoch der gemeinsame Showtanz in der Ronda de Maestros am Sonntag zur Livemusik des Cuarteto Bien Porteno. Dabei wurden auf das Kommando von Mitorganisatorin Bärbel Rispler mehrfach die Partner gewechselt. Das führte zu überraschenden Paarungen, die wiederum mit Humor und großer Improvisationskunst von den Maestros gemeistert wurden. Es war ein großer Spaß für das Publikum und für die Maestros selbst.

Kunstausstellung und Kinofilme

Anliegen der Veranstalter ist es, den Tango mit seinem kulturellen Umfeld zu präsentieren. Höhepunkt in dieser Richtung war die Ausstellung „Tango und Kunst“, die vom einschlägig dafür bekannten Düsseldorfer Kunsthaus Popescu gestaltet wurde. Über 50 Exponate konnten an den Wänden des Saalbaus besichtigt werden. Die Gemälde reichten von Milongaszenen über Portraits von Musikern und Tänzern bis hin zu Landschaftsbildern, welche die argentinische Aura des Tangos in den Saalbau brachte, Bei den Fotografien wurden einerseits künstlerisch bearbeitete Fotos von Musikern und Tänzern gezeigt und andererseits Originalfotos des argentinischen Wettbewerbs zum Thema „Der Tango in Buenos Aires heute“. Darüber hinaus wurden im Kino des Saalbaus Tangofilme gezeigt.

Exponate der Ausstellung „Kunst und Tango“, die in den Festivalräumen durch das Kunsthaus Popescu, Düsseldorf, organisert wurde.
(Foto: Angelika Beck)

Breites Bekleidungs- und Accessoireangebot

Beim Tango und seinen Events spielt die anlassbezogene Kleidung eine wichtige Rolle. Dem wurde das Festival gerecht durch die Präsentation von Schuhen durch Paloma Chamrai (Herne) und Tangobekleidung von Gabriele Stankozi (Düsseldorf),tango on me (New York), Jelena d ( Niederlande), Tango Plus (Rumänien) sowie sehr originellen Accessoires und Schmuck der Galerie Cebra (Düsseldorf). Das Angebot war vielfältig, sodass die TeilnehmerInnen auf ausführliche Entdeckungsreisen für attraktive Outfits, Schuhe und Accessoires gehen konnten.

Das Wohlfühlerlebnis Tangofestival Rhein-Ruhr konnte jeder Besucher abrunden durch eine Massage, die von den Massagekräften Arnd Odenthal und die „Soultouching Hands“ von Beate Endrody angeboten wurden.
Tango ist Freude und Drama. Er gilt als melancholisch, doch die Musiker und Tänzer sprechen auch vom Drei-Minuten-Glück den ein intensiv und gut getanzter und gespielter Tango ermöglicht. Es gibt kaum eine Musik, kaum einen Tanz, der eine so innige Verbindung mit sich bringen kann. Getanzt wird minutenlang Herz an Herz und wenn das im Einklang mit der Musik geschieht, dann gehen neue Welten auf. Das konnte beim 2.ten Tangofestival Rhein-Ruhr intensiv und ausgiebig erlebt werden.

Das nächste Tangofestival Rhein-Ruhr wird von Freitag, 11. bis Sonntag,13. April 2025 im Saalbau Witten stattfinden.

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