Mora Godoy: „Wir brauchen mehr Produzenten“

Foto: Carlos Villamayor

Mora Godoy ist eine auf Tango spezialisierte Tänzerin, Choreografin und Theaterproduzentin. Sie begann 1983 innerhalb der Tango x2 Company, eine derjenigen, die die Erneuerung in den 80ern anführte und den Tango auf europäischen und nordamerikanischen Bühnen wieder auf den Markt brachten. Darüber hinaus hatte sie mehrere öffentliche Auftritte, die große Bekanntheit erlangten, beispielsweise das Tangotanzen mit Barack Obama. Kürzlich präsentierte Mora Godoy eine neue Show, die ihre 20-jährige Erfahrung widerspiegelt. In unserem Interview lässt sie einige Meilensteine ​​ihrer Karriere Revue passieren und spricht andauernde Defizite an.

DiemTänzerin präsentierte ihre neue Show im Gorriti ART Center in Buenos Aires. Das Event entfaltete sich wie ein Kaleidoskop ihrer Aktivitäten der letzten zwanzig, dem Tango gewidmeten Jahre: „Ich habe ihm meinen Ballett- und Jazzstempel aufgedrückt. Was heute choreographisch geleistet wird, ist imponierend,“ sagt sie.

„Diese Show“, sagt sie, „könnte eine Zusammenfassung meiner großen Erfolge sein, nicht?“ Ich werde oft gefragt, ob ich den Tango der G20 machen würde, die Cumparsita von ‚Showmatch‘ oder den Libertango der olympischen Spiele…, ja und? Warum nicht! Mit den
gleichen Kleidern und den gleichen Schuhen und einer Leinwand, die meine Karriere in Bildern zeigt – seit meinen Anfängen im Teatro Colón; mit Aufnahmen, die ich während der Pandemie wiederentdeckt habe und einem Programm, das nicht nur den traditionellen Tango umfasst, sondern auch ein erneuertes Genre, mit Einflüssen aus der Welt des klassischen Balletts und des Jazz.“ Auch aktuelle Tangobands wie Bajofondo und Otros Aires mit Schwerpunkt Electrotango waren Teil des Events, sowie ein Auftritt von YSY A.

In dem Querschnitt ihrer künstlerischen Tango-Aktivitäten der letzten zwanzig Jahre erscheinen auch ihre TV-Auftritte in ‚Sólo Tango‘ oder ‚Tango x 2‘, jene in der Compagnie von Miguel Ángel Sotto und die Lancierung von ‚Tanguera‘, wo sie auch ihre choreographischen
Fähigkeiten in ihrer eigenen Compagnie entfalten konnte. Nicht zuletzt kamen Anekdoten zum Zug, wie ihre Erscheinung auf der Titelseite des Playboy-Magazins, der Tango mit dem Ex-Präsidenten der USA Barack Obama oder der Show für die Rolling Stones. „Ich weiß nicht, wie wichtig für mich die Titelseite des Playboys war, aber sie hat etwas mit dem Bruch von Konventionen zu tun und daß ich ziemlich mutig bin, in einigen Dingen,“ führt sie aus.

„Dem Tango habe ich meinen eigenen Stempel aufgedrückt, mein Stil konjugiert viele Techniken aus dem Ballett und dem Jazz, erkenntlich an der Haltung des Spanns oder auch an der Jazz-Phrasierung, die ich dem Tanz verleihe.“ Das Ballett habe ihr auch Disziplin und Beständigkeit vermittelt, eine gewisse Führungsqualität und den Willen, „sich immer neu zu erfinden und die Avantgarde zu sein“, sagt sie.

Mora Godoy ist sich bewusst, daß sie in der kleinen Welt des Tangos Polemik hervorruft; auch, daß sie Teil eines Genres ist – nämlich des Bühnentangos – das selbst bei einer gewissen Selbsterneuerung doch immer noch den Ruf hat, in der Zeit stecken geblieben zu
sein. „Das Format Show in den Tango-Häusern ist tatsächlich nicht neu, es gibt jedoch neue Tango-Ensembles, Compagnien, die wirklich Neues schaffen und eine sehr interessante Arbeit tätigen. Selbst wenn sie den Off-Bühnen zugehören, zeigen sie sich weder
kommerziell noch so sehr for Export, und es wäre gut, wenn sie ihre Chance bekämen,“meint sie. Wie viele andere, sagt auch Mora Godoy, daß der Staat mehr für den Tango leisten könnte, sie appelliert jedoch auch an Privatiers und Sponsoren. Es sei tatsächlich
eine „ausstehende Schuld“, diese Faktoren mehr in den Bühnentango einzubeziehen.

Auch hat sie selbst hat noch ‚Rechnungen offen‘: „Ich möchte noch etwas im sozialen Feld leisten. Shows habe ich gemacht, so viele ich wollte und kann dort auch weiter schaffen. Aber es ist mir wichtig, eine Arbeit zu tun, die mit sozialer Inklusion zu tun hat, für junge Leute, die sich unter schlechten Bedingungen ausbilden und schwer in eine Arbeit kommen; das heißt, ihnen die Möglichkeit zu geben, sich zu professionalisieren in einem Bereich, den sie sich finanziell sonst nicht leisten könnten oder der ihnen völlig außerhalb ihrer Reichweite erscheint“, erzählt sie. „So, wie wir es schon seit einiger Zeit tun: neue TänzerInnen ausbilden, die in der Compagnie tanzen, und daß wir mehr werden und nicht nur Buenos Aires, sondern das ganze Land bereisen.“

Ihre Bilanz der letzten zwanzig Jahre wirft auch einen Blick auf die Veränderungen des Genres in dieser Zeit: „Der Tango ist breit gefächert, er ist orchestral, er ist ‚Tanzsalon‘, er ist ‚Bühne‘, er ist Choreographie. Der Tango im Salon ist unglaublich gewachsen, weil nun auf der ganzen Welt Tango getanzt wird. Es gibt Milongas, und es wird viel gelernt. Auch choreographisch ist er explodiert, denn ich glaube die Vedette im Tango ist der Tanz, der ihn am Leben gehalten hat, auch in der Avantgarde. Was heute choreographisch geleistet wird, ist imponierend. Das Niveau auf der ganzen Welt ist unglaublich hoch, nicht nur in Argentinien. Bei den Orchestern sind viele neue Bands und der elektronische Tango auf dem Vormarsch. Jedoch auch schon länger existierende Bands bringen immer wieder Neues heraus und haben erreicht, daß der Tango dort gehört wird, wo er sonst nicht hingekommen wäre.“

Was fehlt also? Für Mora Godoy ist es immer die gleiche Antwort: Produzenten. „Es gibt noch viel zu tun“, sagt sie, „sehr viel. Mir gefiele es, und ich hoffe dahin zukommen, Bands und Orchester zu produzieren, damit sie zeigen, was sie können. Heute befinde ich mich auf einem dieser Wege.“

Quelle: https://www.pagina12.com.ar/555564-mora-godoy-rompo-moldes-y-soy-bastante-osada-para-algunas-co
Übersetzung und Adaption: Dr. Stela Popescu-Böttger

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