Puente Pueyrredón

998
Kosteki-Santillan

Die Pueyrredón-Brücke.
Der Song „Puente Pueyrredón“ mit Text und Musik von Pablo Sensottera ist ein Klassiker unter den aktuellen Tangos. Pablo ist Begründer des „Cuarteto la Púa“ und Produzent des im Süden von Buenos Aires stattfindenden FETEM / Festival Tango en Movimiento, was so viel bedeutet wie: Tangofestival in Bewegung.
Der Song wurde bereits vom „Orquesta Típica Fernández Fierro“ adaptiert und von anderen Bands der neuen Tangoszene.

Lagebeschreibung
Die Pueyrredón-Brücke überquert den Riachuelo, den Fluss der Buenos Aires von Groß-Buenos Aires trennt. Sie verbindet die Straße Vieytes auf Seiten der Hauptstadt mit der Avenida Presidente Bartolomé Mitre des Vororts Avellaneda, der bereits zur Provinz gehört. Sie wurde ursprünglich 1791 erbaut und ist eine der historischen und heute immer noch wichtigsten Hauptstadtquerungen. Die heutige Version stammt aus dem Jahr 1931.

Da die Brücke eine der Hauptverkehrsadern in die Hauptstadt ist, wird sie oft von politischen und sozialen Gruppierungen und Organisationen, die sich Gehör verschaffen wollen, als Ort für Proteste und Demonstrationen genutzt.
In Avellaneda befindet sich außerdem die EMPA / Escuela de Música Popular de Avellaneda – die Musikschule für Folklore der Stadt. Auch hier haben die Studenten im Jahr 2001 während der großen Wirtschaftskrise auf der Brücke für bessere bauliche Bedingungen in der alten Schule demonstriert.

Der Liedtext gibt also Zeugnis von einem wichtigen Ort, der bis heute Schauplatz von Sperrungen und Blockaden ist. Eine der traurigsten Begebenheiten fand am 26. Juni 2002 statt, die im „Massaker von Avellaneda“ endete. Mehrere politische Gruppierungen hatten sich am Bahnhof von Avellaneda eingefunden, mit dem Ziel, die Brücke zu blockieren. Ihre Forderungen waren: eine generelle Lohnerhöhung, eine Verdoppelung von 150 auf 300 Pesos – umgerechnet von 50 US$ auf 100 US$ – der Arbeitslosenunterstützung, mehr Nahrungsmittel für die öffentlichen Tafeln und Solidarität mit dem Keramikhersteller Zanón, dem die Schließung drohte. Als die Demonstranten die Brücke erreichten, waren dort schon ein großes Aufgebot an Sicherheitskräften postiert, das den Zugang verhinderte. Die Demonstranten wurden von der städtischen Polizei, der Provinzpolizei und der staatlichen Gendarmerie und der für die Schiffahrt zuständigen Präfektur mit Gewalt zurückgetrieben. Zwei Demonstranten wurden in der Bahnhofshalle Avellaneda von der Polizei der Provinz erschossen, namentlich Darío Santillán (21) und Maximiliano Kosteki (25). Später wurde öffentlich gemacht, daß Maximiliano in den Rücken geschossen wurde, als er Darío zu Hilfe kommen wollte, der schon am Boden lag. Die Zeitung „Clarín” hat simpel formuliert: „Die Krise hat zwei neue Todesfälle hervorgebracht”.

Kosteki und Santillán wurden als Märtyrer zu Symbolen des Kampfes einer militanten Jugend, die für eine gerechtere Gesellschaft kämpft. Jedes Jahr wird am 26. Juni an das „Massaker von Avellaneda“ erinnert, das nun im Jahr 2022 zwanzig Jahre zählt. Die verantwortlichen Politiker sind bisher nicht zur Rechenschaft gezogen worden.

Puente Pueyrredón
Letra y música: Pablo Sensottera

No alcanzaron las heridas
Que se abrieron en el lomo
De tus brazos de cemento y desazón
Ni el ejército más pobre
El de las frentes cansadas
Que se acerca a la frontera a reclamar

A curar tu sed de sangre,
no alcanzó
para hacerte más gris…
Las ruedas que te cruzaron
De vos nunca se olvidaron
Regresando empujadas mano y pie

Y están hoy para quemarse
Y llorar su brea humeante
Esa que pega al asfalto el dolor
A curar tu sed de sangre,
no alcanzó para hacerte más gris
Puente Pueyrredón
Hundís tus pies en el agua
Negro aceite que se arrastra
Y alimenta a tus venas de hormigón
Contagiando los humores
De una lucha casi inmóvil
Urbe que enfrenta, la horda marginal

A curar tu sed de sangre,
no alcanzó
para hacerte más gris
Puente Pueyrredón

Die Pueyrredón-Brücke
Text und Musik: Pablo Sensottera

Wunden, die sich öffneten
auf Deinem Rücken,
Deinen unbehaglichen Zementarmen.
Nicht das ärmste Heer,
das müde Stirn bietend
sich fordernd der Grenze nähert,

um Deinen Durst nach Blut zu stillen;
hinreichend nicht,
Dich noch grauer zu färben…
Die Reifen, die Dich querten
haben Dich nie vergessen,
kehrten zurück, geschoben von Hand und Fuß

Und sind nun da, zu verbrennen
und Rauch von Teer zu weinen.
Teer, der Leid an Asphalt klebt,
um Deinen Durst nach Blut zu stillen;
hinreichend nicht,
Dich noch grauer zu färben,
Du Brücke Pueyrredón.
Tauchst Deine Füße in Wasser,
schwarzes Öl umspielt und nährt
Deine Venen aus Beton
Ansteckend die Befindlichkeiten
eines fast statischen Kampfes,
die Stadt, die sich stellt der Horde am Rande

um Deinen Durst nach Blut zu stillen;
hinreichend nicht,
Dich noch grauer zu färben,
Du Brücke Pueyrredón.

Die Straßenblockaden-Bewegung
Der Text bezieht sich auf eine Form sozialer Proteste, die sich darauf konzentriert, an strategischen Punkten Straßenblockaden zu errichten: an Straßen, Wegen, Autobahnen und Brücken. Dabei werden Reifen in Brand gesteckt, um die Durchfahrt zu verhindern. Die Blockadebewegung „movimientos piqueteros“ hat ihren Ursprung als Arbeiterbewegung in den 90er Jahren während der Regierung von Carlos Menem. In dieser Zeit stieg die Arbeitslosenzahl beträchtlich und damit auch der Armutsindex. Daraus ergab sich eine Vielzahl von Protesten, und die Arbeiterbewegung begann sich zu formieren, um Arbeitsplätze einzufordern.

Tangos und Brücken
Die Brücke als zentraler Bezugspunkt in den Texten eines Tangos steht für die Verbindung zwischen der Großstadt und ihren Rändern. Das ist ein symbolischer Kontrast zum goldenen Zeitalter des Tangos, der meist mit Nostalgie und der Sehnsucht nach Rückkehr in die Nachbarschaft verbunden ist. Die Brücke in Tangos hat ihre Klassiker, die emblematischste ist „Puente Alsina“ (Benjamín Tagle Lara), der die Stadtteile Pompeya in der Stadt Buenos Aires mit Valentín Alsina in der Provinz Buenos Aires verbindet. Ein weiterer Tango, der dieser Brücke gewidmet ist, ist „Puente Viejo“ (Roberto Firpo).

Über den Komponisten
Pablo Sensotorra ist Gitarrist, Komponist und Texter
Derzeit spielt er mit dem Cuarteto La Púa und Víctoria Di Raimondo. sein neuestes Werk ist „Canciones con niebla“ (2020). Er ist Teil des Duos Castelo/Sensottera mit dem Sänger Cristian «Cholo» Castelo (Quiero 24). Er ist weiter der künstlerische Produzent des Kollektivprojekts Trova Tanguera. Zudem steht Sensotorra kurz vor der Veröffentlichung eines Albums eigener Songs mit eingeladenen Freunden (u. a. Julieta Laso, Alejandro Guyot, Sofía Viola, Beto Flores, Black Rodríguez Méndez). Er ist der Produzent des FETEM (Festival of Tango in Movement).

Texter und Komponist in El Portón (seit 1994 bis heute)
Texter und Komponist im Cuarteto La Púa (seit 2006 bis heute).
Seine Werke wurden unter anderem von Astillero, Orquesta Típica Fernández Fierro, Orquesta Típica Misteriosa Buenos Aires und Moradores Tango aufgenommen.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein