Fabian Carbone Project: Das „singende“ Bandoneon

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Lys und Ciruelo Cabral

Der argentinische Bandoneonista, Komponist und Arrangeur Fabian Carbone hat sich als Tangomusiker vor allem im Bereich des klassischen Tango bis hin zur Interpretation von Piazzolla einen hervorragenden Ruf erspielt. Mit seiner neuen Gruppe dem „Fabian Carbone Project“ erweitert Fabian seine musikalische Ausdruckswelt: er bewegt sich in den Grenzbereich von Tango und Rock mit einer Prise Jazz und erschließt neue Dimensionen sowohl für einen zeitgemäßen Tango wie auch für den Rock. Die Covid-19 Pandemie gab ihm die Zeit, den neuen Sound mit eigenen Kompositionen auszuloten.

Herausgekommen ist das Album „Alas de Bandoneon“ (Flügel des Bandoneon). Die CD enthält 10 Stücke, alles Eigenkompositionen des Bandleaders.  Das Album wurde im Dezember 2020 in den Studios von MG in Madrid aufgenommen. Es präsentiert rein instrumentale Musik bei der das Bandoneon im Mittelpunkt steht, weil die musikalischen Themen der Stücke zumeist vom Bandoneon getragen werden. Dem Bandoneon kommt gleichsam die Rolle des Sängers zu. Fabian selbst sagt dazu: „Es ist die Idee, das Bandoneon wie den Sänger einer Rockband zu verstehen. Das beinhaltet die Sprache des Tango, die Phrasierungen und die subversive eigene Tonführung des Instruments wie ich sie im traditionellen und modernen Tango gelernt habe“ (siehe „Interview mit Fabián Carbone: Alas de Bandoneon – ein neuer Sound“). Dabei wird Raum gelassen für Soli der anderen Bandmitglieder, vor allem für die E-Gitarre von Abel Calzetta, einem renommierten Rockgitarristen, für die Bassgitarristin Lila Horovitz und den Schlagzeuger Arturo Garcia.

Die Musik des Fabian Carbone Projects verbindet Elemente des modernen Tango mit rhythmischen Mustern der Rockmusik. Fabian zeigt auf der Disc, dass er als Rocker eher auf der sanften Seite lebt. Besonders eindrucksvoll ist das in dem namengebenden Titelstück „Alas de Bandoneon“ zu erleben. Es beginnt mit einem zu Herzen gehenden, ausführlichen Bandoneonsolo und geht nach etwa 2 Minuten in einen melodiösen Rock über mit rocktypischem Schlagzeug, manchmal fettem Bass und eher zurückhaltend, fein gespielter E-Gitarre.

Der Gesamtsound der CD  ist nicht auf Lautstärke, wenige eingängige Gitarrenriffs oder einen ausgeprägten Beat ausgelegt, sondern auf klangliche Differenzierung und modifizierte Wiederaufnahme von Themen. Dieses Element der differenzierten Wiederaufnahme von Motiven sowie Zweitmelodien sind starke Elemente des Tango, welches beim Carboneproject den Rock bereichert. Umgekehrt baut die Instrumentierung mit Schlagzeug und E-Gitarre Brücken vom Rock und auch vom Jazz zum Tango.

Die herausragende Stellung der CD ergibt sich aus meiner Sicht aber aus der Nutzung des Bandoneons als klarem Leitinstrument in fast allen Stücken. Fabian zeigt hier eindrucksvoll, dass sein Bandoneon Flügel hat. Zwar wird es – wie im Tango typisch –  auch als Rhythmusgeber oder als Begleitung genutzt, dazu mal im Stakkato, dann wieder im Legato gespielt, vor allem aber beflügelt es die Melodien. Fabian Carbone zeigt wie umfassend dieses facettenreiche Instrument auch den Rock bereichern kann. Alas de Bandoneon steht für einen eigenen, bisher nicht gehörten Sound. Meiner Ansicht nach ein Juwel für jeden Bandoneon- und Tangofreund.

Die CD enthält überwiegend gut tanzbare Stücke. Anspieltipps sind Leyendote, Eterno Ahora, Candombe para los Pibes und alles überstrahlend das titelgebende Stück Alas de Bandoneon.

Lila Horovitz, Fabián Carbone im gelben Sofa, Abel Calzetta, Arturo Garcia (v.l.n.r.)

Info Fabian Carbone Project
Das Project wurde von Fabian Carbone 2020 zusammengestellt. Die Gruppe besteht aus:

Fabian Carbone (Bandoneon, Direktion)
Geboren in Buenos Aires, wohnhaft in Madrid. Fabian entstammt einer Familie von Bandoneonistas. Er war als Dirigent, Komponist und Arrangeur verschiedener Tango-Instrumentalgruppen während seiner gesamten internationalen Laufbahn tätig. Fabian hat mit prominenten Musikerpersönlichkeiten zusammengearbeitet wie Fito Páez, Joaquín Sabina, Shakira, Enrique Morente, Placido Domingo, Pedro Guerra, María Dolores Pradera, Diego El Cigala, Marina Heredia, Guillermo Fernández und Nacha Guevara.

Abel Calzetta (E-Gitarre)
Argentinischer Gitarrist, Sänger, Songwriter und Produzentmit Sitz in Madrid.Mit sieben Schallplattenproduktionen alsSolist bzw. Mitglied der Gruppe Cosmosoul.Der Klang seiner Gitarre hat eine besondere Sensibilität, die ihn mit wichtigenGruppierungen auf Festivals in Europa,Afrika und Amerika zusammenspielen ließ.

Lila Horovitz (Kontrabass, Bass)
Argentinische Kontrabassistin, Bassistin, Komponistin und Arrangeurinmit Sitz in Madrid. Lila hat eine Ausbildung als graduierte Musikerin spezialisiert auf argentinischen Tango. Sie ist Gründerin der Gesten-/Musiktheaterkompanie“Funamviolistas“ und Gewinnerin des renommierten spanischen  Max Awards (2014). Cirque du Soleil-Künstlerin der aktuellen Show „Alegría: in a new Light“.

Arturo Garcia (Schlagzeug, Percussion)
Aus Barakaldo (Spanien), lebt in Madrid. Seit dem 11. Lebensjahr macht Arturo Musik. Er hat bei Konzerten mitgewirkt und Schallplatten aufgenommen mit bekannten Künstlern wie Víctor Manuel, Antonio Carmona, El Konsortium, Fito y Fitipaldis, Asfalto, Ismael Serrano,Extremoduro, Bea (O.T.) Carmen Paris, Juan Pardo, KimMazelle, Las Ketchup, Raúl Di Blasio, Clara Montes, Tontxu, Santi Ibarretxe, Xerónimo, Gari, Soren Baun, Paco Rivas, The Twanguero, Julián Maeso, Vinila Von Bismar und Cosmosoul.

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